Sind Food Vlogs das nächste große Ding? – Vlogs sind die Fusion von Videos und Blogs. Also auf Webseiten Videos als Content veröffentlichen und auf seinem Youtube Kanal promoten.

Food per Bewegtbild in Szene zu setzen ist nichts Neues. Schauen wir einmal auf die zahlreichen und zugleich erfolgreichen TV-Formate rund ums Kochen: Die Zutaten für eine erfolgreiche Kochshow sind unterhaltsame Teilnehmer, charmante und witzige  Showköche, Promis und die Spannung über den Battle an sich. Die Rezepte selbst sind nur ein Teil der kulinarischen Reise. Das Entertainment, Tipps und Tricks rund um das richtige Zubereiten und Hintergrundwissen über Zutaten machen Kochshow zu einem interessanten Format für viele Hobbyköche.

Warum werden Food Blogs verstärkt auf Videos setzen?

Die Vielfalt und somit der Wettbewerb unter den klassischen Food Blogs steigt und deren Auftritte im Netz werden immer professioneller. Ambitionierte Food Blogs, die sich zum Ziel gesetzt haben mit ihrem Foodblog ihr Einkommen zu erzielen, suchen stets nach neuen Ideen ihre Fans zu begeistern. Mit einem Video können sie noch intensiver den persönlichen Kontakt pflegen.

Sie verleihen ihrem Blog ein Gesicht wodurch Vertrauen und Sympathie entsteht und daraus schließlich treue Fans, die später zu Kunden werden können. Darüber hinaus werden durch das Teilen der Videos in den eigenen Social Media Kanälen schneller neue Fans generiert, denn:

Videos werden eher geteilt als Fotos, und Fotos werden eher geteilt als reiner Text!

Bewegte Bilder ziehen stärker die Aufmerksamkeit auf sich und werden durchschnittlich 7 mal mehr geteilt. Und wir wissen alle, dass die Aufmerksamkeitsspanne stetig sinkt. Eine Microsoft Studie hat ergeben, dass ein Goldfisch eine längere Aufmerksamkeitsspanne hat als ein Mensch. Ganze 7 Sekunden! Darüber hinaus hat Facebook seinen Algorithmus dahingehend angepasst, dass Videos häufiger im Newsfeed der User erscheinen.

Wie funktionieren Food Vlogs als Einnahmequelle?

Werden Videos auf Youtube hochgeladen, sind sie direkt eine neue potentielle Einnahmequelle. Mit jedem Videoaufruf (View) verdient der User Geld:

  • Über Google Adsense: Vor Beginn des Videos werden Werbefilme eingespielt oder während des Videos werden Werbebanner eingeblendet, oder beides. Pro 1.000 Videoaufrufe verdienen Youtuber geschätzt durchschnittlich zwischen 0,30 und 2,50 Euro. Genaue Zahlen hängen immer von den Preisen ab, die die Werbetreibenden bereit sind für die Anzeige zu zahlen. Genaue Zahlen werden von Youtube bzw. Google auch nicht veröffentlicht. Gehen wir der Einfachheit einmal davon aus, dass es durchschnittlich 1 Euro pro 1.000 Views sind, müsste ein Vlogger 2,5 Millionen Videoaufrufe erzielen, um 2.500 Euro – brutto – zu verdienen
  • Product Placements – Daher ist es für viele Food Vlogger lukrativer mit einem Hersteller einen Vertrag darüber zu machen, dass sein Produkt während des Videos in Erscheinung tritt. Die Preise hierfür werden individuell ausgehandelt und richten sich danach wie und wie oft das Produkt im Video gezeigt wird und wie hoch die potentielle Reichweite des Kanals ist. Produktplatzierungen müssen generell gekennzeichnet werden. Das geschieht entweder über eine Einblendung des Wortes „Produktplatzierung“ oben in der Ecke oder einen Hinweis in der Beschreibung unterhalb des Videos
  • Eigene Produkte verkaufen – Hat der Food Vlog bereits eigene digitale Produkte wie Ebooks, Videokurse oder bietet Dienstleistungen wie Workshops an, können diese über das Video bekannter gemacht werden
  • Affiliate Marketing – Sehr beliebt ist das Amazon Partnerprogramm. Wird in der Beschreibung unterhalb des Video ein Link zu einem Produkt im Amazonashop gesetzt und ein Kunde klickt darauf und kauft den Artikel, erhält der Vlogger dafür eine Provision

Welche Voraussetzungen müssen Vlogger erfüllen?

Neben den allgemeinen technischen Kenntnissen, die sich Vlogger über Videodreh, Videobearbeitung, Vertonung und Schnitttechnik aneignen müssen, ist der wichtigste Aspekt, dass man sich gut verkaufen kann und das Rampenlicht liebt. Das liegt nicht jedem. Eine sympathische, offene Ausstrahlung und Authentizität sind dafür wichtige Voraussetzungen.

Doch man muss nicht zwingend selber ins Rampenlicht. Immer populärer wird aktuell das Format der maximal 30 Sekunden langen Rezeptvideos. Sie werden aus der Vogelperspektive gedreht und im Schnellvorlauf geschnitten und funktionieren auch gut ohne Vertonung. Diese Videos eignen sich hervorragend für eine hohe Interaktion und damit für viele shares auf Facebook und natürlich likes auf Youtube, aber sind eben nur eingeschränkt für Produktplatzierungen und einen individuellen Beziehungsaufbau geeignet. Als ganz gezieltes Videoformat für Facebook halte ich sie ohne Zweifel für absolut geeignet.

Eine bereits gute Vernetzung und Reichweite in den sozialen Medien, um auf den Kanal aufmerksam zu machen sind ebenfalls unerlässlich.

Es sollte die Bereitschaft vorhanden sein regelmäßig neue Videos zu produzieren, da Zuschauer gern regelmäßig den Content konsumieren.

Beispiele für erfolgreiche und aufstrebende Food Vlogs

Die Reichweiten von englischsprachigen und deutschsprachigen Videos dürfen natürlich nicht miteinander verglichen werden. Pewdiepie der größte Youtuber der Welt hat aktuell über 45 Millionen Abonnenten. Freekickers eine Platform für Fussball Amateurvideos und Gronkh ein Kanal für Gaming sind die größten deutsche Youtuber mit mehr als 4,1 Millionen Abonnenten.

Unter den Top 10 der größten deutschen Youtuber nach Abonnenten befindet sich (noch) kein Food Kanal. Beauty, Gaming, Musik, Comedy und Fussball dominieren die Top 10.

Um eine Idee zu bekommen, wie erfolgreich deutsche Video Blogger werden können, möchte ich Euch direkt Sallys Welt vorstellen: Mit fast 800.000 Fans der größte Food-Vlog Deutschlands mit aktuell 520 Videos und auf Platz 95 der deutschen Youtuber Rangliste.

Sally versteht es sich sehr sympathisch in Szene zu setzen und verknüpft in ihren Rezeptvideos geschickt Produkte, die sie in ihrem eigenen Shop verkauft. Sally hat damit ihre Passion zum Beruf gemacht und kann von ihrem Business leben.

Weitere Food Vlogs, die ich auf Youtube gefunden habe:

Christine von Amerikanisch kochen – hier wird auch gebacken – hat mittlerweile stolze 229.602 Fans. Sie produziert seit rund 4 Jahren zusammen mit ihrem Ehemann Videos rund um die amerikanische Küche.


Der Bio-Koch von Michael Tokarski mit 28.689 Fans. Michael ist gelernter Koch und kocht bei schönem Wetter draußen in seinem Garten. Er ist super sympathisch und absolut authentisch. Einfach ehrliche und leckere vegetarische Rezepte mit Bio-Zutaten. Auf seiner Homepage vermarktet er zudem einen China Vegan Video Kochkurs.

Lisa die Kuchenfee mit rund 80.000 Abonnenten. Als gelernte Konditorin zeigt sie ihren Zuschauern in ihrem Video Blog alles rund um die Themen Motivtorten und Hochzeitstorten.

Auf Cookbakery kocht und backt Duygu mit 51.585 Fans. Neben vielen türkische Spezialitäten wie Baklava oder Kartoffelkebab mit Frikadellen zeigt sie ihrem Publikum leckere Torten und andere süße oder herzhafte Sünden.

Der vegane Kochkanal einfachKochen von Katharina mit rund 35.000 Fans. Die Vielfältigkeit der veganen Küche ergänzt um Tipps zur ayurvedischen Lebensweise präsentiert sie in einer sehr sympathischen und natürlichen Weise.

Im englischsprachigen Raum sind mir die folgenden Vlogger positiv aufgefallen:

Fully Raw Kristina mit rund 780.000 Fans bloggt über den rohen, veganen Lifestyle. Auf ihrem Blog bietet sie einen Lieferservice für frische Smoothies in der Region rund um Houston/USA an. Ihr erstes Buch hat sie dieses Jahr herausgebracht. Sie hat eine sehr positive Ausstrahlung und ist absolut inspirierend. Sie lebt seit 11 Jahren fully raw vegan und möchte durch ihre Videos mehr Menschen für diesen Lifestyle und natürlich ihre Produkte begeistern. Sehr sehenswert.

Die vier Jungs von Sorted Food aus England mit rund 1,6 Millionen Fans. Bereits 2009 gestartet hat sich Sorted Food zu einer Platform entwickelt, wo Millionen User ihre Rezepte teilen. Auf ihrem Youtube Kanal kochen sie mit viel Witz und Charme.

Zu guter Letzt möchte ich Euch Tasty aus den USA, das Startup Foodboom aus Deutschland und YUM TAM TAM sponsored by EDEKA vorstellen, die ganz gezielt den Hype um Foodvideos für sich kommerziell nutzen.

Tasty mit rund 660.000 Fans. Tasty ist sponsored by Buzzfeed einem großen amerikanischen Medienunternehmen –  einer Mischung aus Blog, Nachrichtenticker und Magazin. Hinter den Clips steckt also mehr als nur leckeres Essen. Seit dem Start von Tasty vor rund einem Jahr, haben mehr als 62 Millionen bereits die Facebookseite geliked. Eine sehr große Reichweite in kurzer Zeit. Hier werden die vorhin kurz angesprochenen meist 30 Sekünder gezeigt, die per Autoplay im Facebook Newsfeed auftauchen. Das Ziel sind möglichst hohe Klickzahlen auf die eigene Homepage.

Dazu passt das Hamburger Startup Foodboom. Ich prognostiziere, dass Foodboom in Deutschland das nächste große Ding sein wird. Dieser noch junge Kanal verzeichnet aktuell rund 4.200 Fans, aber bereits 270.000 Facebook Fans. Die Videos sind sehr professionell gedreht und es werden von erfahrenen Köchen nützliche Tipps rund am das Thema richtige Zubereitung gegeben.  Das Geschäftsmodell von Foodboom basiert auf mehreren Säulen: Productplacement, Werbung und Shopping Integration. Darüber hinaus wird der Content doppelt genutzt und zum Beispiel an Haushaltsgerätehersteller für deren eigenen Video Blog verkauft.


Yum Tam Tam sponsored by EDEKA mit 133.000 Fans. Auch große Handelsunternehmen wie EDEKA haben Food Vlogs für sich entdeckt.  Yum Tam Tam wirkt jung, frech, und unterhaltsam. Der Kanal soll eine junge Zielgruppe ansprechen, die schnell und lecker kochen wollen. Damit ist dieser Kanal für EDEKA ein ideales Format, um seine Eigenmarken zu promoten.

Fazit: Food ist hoch emotional und involvierend und daher interessiert sich fast jeder User dafür. Mit kurzen, knackigen Videos können Blogger und Unternehmen in sehr kurzer Zeit viele Interaktionen insbesondere auf Facebook generieren und somit Traffic auf ihre eigene Homepage bringen.

Längere Formate eignen sich ideal für Kooperationen mit Productplacement als auch dafür die Produkte und Dienstleistungen im eigenen Shop zu vermarkten. Darüber hinaus wird Video Content für Firmen nach Auftrag produziert, um diesen auf der eigenen Homepage einzubinden. Ich bin sicher, dass Food Vlogs das nächste große Ding werden. Hinterlasst mir gerne einen Kommentar zu Euren eigenen Beobachtungen zu diesem Thema.